Die Standarte der polnischen Gesandtschaft – eigens angefertigt für das Burgfest

Seit dem Jahr 2011 veranstaltet der Verein “Die Förderer” e.V. zeitlich genau in der Mitte zwischen zwei Aufführungen der “Landshuter Hochzeit1475” ein dreitägiges Burgfest auf der Burg Trausnitz. Dieses Jahr haben 600 Mitwirkende die Burg von 26. bis 28. Juni. In eine mittelalterliche Atmosphäre getaucht. Dieses Jahr lautete das Thema das Festes “Die polnische Gesandtschaft zu Gast in Landshut”, Hintergrund war die 1473 stattfindende Anbahnung der Ehe zwischen Herzog Georg dem Reichen und der polnischen Königstochter Hedwig.
Beim feierlichen Einzug der im Rahmen des diesjährigen Burgfests wurde die polnische Gesandtschaft nicht nur durch das charakteristische Spiel von „Des Königs von Polen Trumeter“ kenntlich gemacht. Eine eigens angefertigte Standarte sorgte zusätzlich für eine historisch fundierte, optische und heraldische Kennzeichnung der Abordnung aus dem Königreich Polen-Litauen.
Standarten gehörten im 15. Jahrhundert zur üblichen Ausstattung auf diplomatischen Reisen und lassen sich unter anderem in der Buchmalerei jener Zeit nachweisen – etwa bei Darstellungen der polnisch-litauischen Gesandten auf dem Konstanzer Konzil.
Die Standarte der polnischen Delegation zeigt ein geviertes Wappen: In den Feldern rechts oben und links unten (heraldisch) erscheint der silberne Adler auf rotem Grund, das Wappentier des Königreichs Polen. Ihm gegenüber steht jeweils ein geharnischter Ritter auf einem silbernen Pferd – der sogenannte Vytis, was so viel bedeutet wie „der Verfolger“ oder „der tapfere weiße Ritter“. Dieses Symbol repräsentiert das Großfürstentum Litauen, das seit der Union von Krewo (1386) mit Polen in Personalunion unter der Dynastie der Jagiellonen stand. Das litauische Gebiet reichte damals von der Ostsee bis an das Schwarze Meer und war damit weitaus größer als das polnische Kernland um Krakau und Radom.
Der Vytis trägt auf seiner Tartsche das gelbe Lothringerkreuz auf blauem Grund – ein dynastisches Wappenzeichen der Jagiellonen, das auf ihre Abstammung und Herrschaftsansprüche verweist. Ergänzt wird die heraldische Darstellung durch eine zweite Standarte mit dem Wappen des polnischen Adeligen Stanislaw Ostroróg, der als eine bedeutende Figur im diplomatischen Umfeld des späten 15. Jahrhunderts gilt.