Speisung der Hochzeitsgäste

von Carolin Kossin

Eine Woche zechfrei für die Bürger

Nach einem Gebot Herzog Ludwigs durfte während der Festwoche kein Wirt den Gästen oder Stadtbewohnern Essen und Trinken für Geld geben. Jedermann sollte seine Verpflegung von der herzoglichen Küche nehmen, die man in der Steckengasse eingerichtet hatte. Kein Metzger sollte Fleisch, kein Bäcker Brot, kein Fischer Fisch feilbieten. Außer der öffentlichen Küche waren beim Weinstadel zwei große Bottiche aufgestellt mit rotem und weißem Wein, „und wer da kam und begehrte Wein, dem gab man auf eine Person eine Maß und ein Hoflaibl (Brot) zu beiden Malen, früh oder spät”. Überdies lieferte man den hohen Herrschaften die Lebensmittel roh in ihre Herbergen, wo sie von den eigenen Köchen zubereitet wurden, 146 Köche wurden aus der herzoglichen Kasse entlohnt.

Getrennte Plätze beim Hochzeitsmahl

Das Hochzeitsmahl wurde von den Fürsten an mehreren Tischen des Zollhauses (an der Stelle der heutigen Residenz) und von den Fürstinnen in der Herberge der „Königin”, das ist die heutige Sparkasse, eingenommen. Braut und Bräutigam nahmen also das Hochzeitsmahl nicht gemeinsam ein. Der Bräutigam saß vielmehr an der Tafel des Kaisers, diesem gegenüber, während die Braut mit dem Ehrenplatz am Tisch der Schwiegermutter und der Markgräfin vorlieb nehmen musste. Am Tisch des Kaisers und Bräutigams dienten Herzog Philipp, Markgraf Friedrich und „des türkischen Kaisers Bruder” als Essenauftrager. In ihrem Traggerüst saßen singende Knaben.

Solche Mengen wurden verzehrt (in Auswahl):

323 Ochsen (zu je 5 3/4 Gulden) • 285 Brühschweine aus Burghausen • 1133 ungarische Schafe • 625 neugeborene Schafe und 1537 Lämmer • 490 Kälber und 684 Sponsauen • 11500 Gänse von den Untertanen (eine für 9 Pfg.) • 40000 Hühner (eines für 5 Pfg.) • 194345 Eier (3 Stck. für 1 Pfg.) • 220 Zentner Schmalz • 119 Scheiben Salz • verschiedene Mehlsorten • 8 Schaff Zwiebel • mehrere Tonnen Stockfische, Heringe, Fluss- und Seefische • 5 Zentner Mandeln und ebensoviel Reis • 140 Pfund Rosinen und 730 Pfund Feigen • Käse und Honig • an Gewürzen: Safran, Pfeffer, Ingwer, Zimt, Nelken, Muskat, Zucker • an Weinen unter anderem: 320 Maß Muskateller, 1080 Maß Veroneser, 18390 Maß Hefewein, 330 Maß Met, 5616 Eimer und 24 Maß Speisewein (Bayer-Wein vom Isar- und Donautal). 

Turniere zur Kurzweil

Die fürstlichen Gäste von 1475 brachten die für ein solches Ritterspiel notwendigen Pferde und Rüstungen mit, so Pfalzgraf Phillip aus Amberg „Wägen mit Stechzeug”, Herzog Christoph aus München acht Stech-Rosse, Markgraf Albrecht von Brandenburg aus Ansbach sogar seinen Harnischmeister. Die „Rennen” wurden in Landshut, wie auch in anderen Residenzstädten, inmitten der Altstadt abgehalten, und die Braut Hedwig, die Fürstinnen und Edeldamen sahen von den Fenstern herab zu. Schon auf der zweimonatigen Reise wurden die Braut und ihre Begleitung mit Turnier-Vorführungen unterhalten, so in der Nähe von Wittenberg und kurz vor dem Einzug in Landshut. Hier wurde während der Festwoche fast jeden Tag „gerannt”.

Am Vortag der Hochzeit turnierte der Bräutigam Herzog Georg, was bei dem gefährlichen Spiel zweifellos ein Risiko war. Am Mittwoch nach dem feierlichen Festgottesdienst ritten nacheinander Heinz von Waldenfels gegen Hans von Trotha und „ein Parsberger” gegen Joß von Luchau.

Am Donnerstag ritt Herzog Albrecht von München gegen einen Unbekannten, wobei er von vier Grafen auf die Bahn begleitet wurde, die alle wie er in braunen Samt gekleidet waren. Zwei „Landshuterische” fielen anschließend unter die Pferde, dass man sie herausziehen musste. Auch der junge Graf Eberhard von Württemberg war unter den Kämpfern; er und sein Kontrahent „trafen wohl” und blieben sitzen. Über die Jahrhunderte bekannt geblieben ist der Kampf Herzog Christophs von München mit einem unbekannten Polen: Der Pole hatte den Herzog um ein Schmuckstück im Wert von 100 Gulden angesprochen, um das er kämpfen wollte. Die beiden trauten einander aber so wenig, dass sie sich viele Stunden nach unerlaubten Hilfen untersuchen ließen. Dabei wurde unter dem Sattel des Polen tatsächlich ein breites Stück Leder gefunden. Über das lange Hin und Her erzürnt, sprengte Herzog Christoph mit seinem Pferd auf den Polen zu, nachdem er ihn aus dem Sattel geworfen hatte, worüber die Knappen ein ohrenbetäubendes Geschrei erhoben. Trotz des Sieges schenkte der Herzog dem Polen das kostbare Schmuckstück und dazu ein Pferd. Aus der Episode wird deutlich, dass es nicht immer nur um die Ehre ging oder um einen Preis aus zarter Hand. Und es zeigt sich, dass der Kaiser gute Gründe hatte, wenn er bei dieser Hochzeit das Turnieren verbot, aus Angst vor einem „Rumor”. Die Atmosphäre bei diesem Ritterspiel konnte leicht überhitzt werden, wenn fremde Sitten und Verständigungsschwierigkeiten hinzukamen, wie in Landshut 1475.

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